Pohla-Stacha
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Erbrichterhof Stacha 

Kenntnisstand: 03.2020 


Dieser Hof gehört neben dem Gasthof an der Kreuzung und der Schmiede zu den geschichtlich bedeutendsten Objekten Stachas.

In Stacha war die Gerichtsbarkeit an den Besitz dieses Gutes (patrimonium) gebunden, der Richterauftrag wurde mit dem Gut vererbt (Erbrichter). Dieses Gericht war deshalb ein so genanntes Patrimonialgericht. Dem Ortsrichter war in jedem Falle der Grundherr übergeordnet.

Stacha war als Rittergut im Besitz von Grundherren, die möglicherweise nie hier ansässig waren. Der Erbrichterhof befand sich allerdings bis 1713 im Besitz des Stachaer Rittergutsherrn Johann Christian von Heldreich und wurde mit Kaufbrief vom 1. November jenes Jahres von Hannß Kmoch erworben, das gesamte Dorf Stacha kaufte indes Johann Georg III. von Ponickau auf Pohla. Richter Hannß Kmoch erlag am 15. April 1731 einer Verletzung, die ihm ein "Musquetier mit blanckem Degen" bei einer Auseinandersetzung vor der Stachaer "Schencke" zugefügt hatte.

Weitere Besitzer des Erbrichtergutes waren:

1731     George Kmoch (Sohn von Hannß Kmoch)
1779 Peter König sen.
1825 Peter König jun.
1843 Johann Gottfried Müller
1847 Johann Christoph Haufe.

Mit der "Landgemeindeordnung des Königreichs Sachsen" von 1838 wurde das Prinzip des Erbrichters abgeschafft. Deshalb treten Müller und Haufe nicht mehr als Richter in Erscheinung. Der Verkauf des Erbrichtergutes von Müller an Haufe konnte erst nach einem aufwendigen juristischen Verfahren, das sich vom ersten Versuch 1843 letztlich bis 1847 hinzog, rechtswirksam werden. Der Grund dafür ist in einem Gesetz des sächsichen Königs von eben 1843 zu suchen, das eine Zerschlagung (Dismembration) wirtschaftlich starker Güter verhindern sollte. Müller wollte aber außer an Haufe auch an sechs weitere Personen verkaufen, was letztlich auch geschah, allerdings in verringertem Umfang.

Am 21.01.1851 ging die Gerichtskompetenz des Rittergutes Stacha an das Königliche Gericht über. Rittergutsherr über Stacha war zu dieser Zeit Freiherr Prenzel von Penzig.

Im Jahre 1871 kaufte Friedrich Herrmann Voigt das Anwesen von Haufe. Seitdem ist dieses über die Stationen Paul Oskar (1914), Oskar Helmut (1942), Henri (1992) und jetzt mit Siegrid in Ehegemeinschaft im Besitz der Familie Voigt.


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Gehöft (Außenansicht) um 1925:



Foto (mit einer Tür zur Straße): Familie Voigt privat


Gehöft innen um 1930:



Das Foto zeigt eine Personengruppe im Hof vor der Haustür, u. a. Martha und Oskar Voigt (ganz rechts), Helmut Voigt (am Pferd), Herbert Voigt (mit Ziege) und Friedel Jeschke (ganz links).


Der historische Torbogen ist einer der wenigen noch erhaltenen im Ort. Zu ihm gibt es zwei Episoden: Zum einen wurde er im Mai 1945 von russischen Panzern verschont, diese haben sich rechts vorbei ihren Weg gebahnt. Nicht so in den 1990er Jahren ein Postauto, das mit seinem Aufbau den Bogen so schwer beschädigte, dass er neu aufgebaut werden musste.

Torbogen am 16.10.2013:



Zerstörung am 20.09.1996:




Das gesamte Ensemble mit einigen Nachbargrundstücken diente 1981 als Motiv auf einem Bierglas zur 700-Jahr-Feier von Pohla-Stacha:

 



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