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Kirche "Maria am Berge" zu Pohla
Kenntnisstand: 07.2025
Die Entstehungsgeschichte einer christlichen Kirche in Pohla liegt leider weiterhin im Dunkel der Geschichte. Pfarrer Peter Gedan (im Amt von 1803 bis 1840) hat sich mit dem späteren Fortschreiber Karl August Jentsch (1855 bis 1895) in einer Chronik [263] sehr um die Dokumentation der Kirchengeschichte verdient gemacht. Er schreibt dort, dass Pohla im Jahre 1346 als Mutterkirche im sede (Kreis) Bischofswerda galt. Einige Anhaltspunkte sprächen dafür, dass an ihrer Stelle schon viel früher (11. Jahrhundert) eine Kapelle gestanden hat.
In einem Zeitungsartikel [580] von 1926 wird dazu passend behauptet, dass Bischof Benno von Meißen die Gründung einer Kirche in Pohla im Jahre 1076 veranlasst hat. Ein Beleg dafür fehlt (noch).
Die Parochie Pohla stand bis 1945 unter dem Patronat des jeweiligen Adelsherrn. Als ältester von diesen ist der Ritter Leuther de Palowe (1262) bekannt, ab 1556 waren es dann ohne Unterbrechung Mitglieder der Familie von Ponickau.
Die Bedeutung der Pohlaer Kirche als Kulturdenkmal kommt auch darin zum Ausdruck, dass ihr in mehreren Schriften umfangreich Platz für ihre Beschreibung eingeräumt wird. So in der so genannten „Kirchengalerie“ für Sachsen von 1840 [262] und der neueren Fassung von 1904 [326] sowie in einer „Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“ von 1908 [150].
Wir können an dieser Stelle auf eine recht aktuelle und umfassende Darstellung der Geschichte des Kirchspiels Pohla in der „Festschrift zum 675-jährigen Bestehen der Kirchgemeinde zu Pohla“ von 2009 [279] verweisen. Dort wird demnach das Jahr 1334 (Inschrift über dem Eingang zur Sakristei) als belegtes Gründungsdatum angenommen.
Von der reichen Geschichte unseres Gotteshauses zeugen auch mehrere sehr alte Ausstattungsstücke. Davon hier nur eine kleine Auswahl:
- von vor 1515: Der alte Altar aus vorreformatorischer Zeit galt als bedeutendes geschnitztes Kunstwerk. Er wurde leider 1838 aus dem Kirchenraum entfernt und ging unwiederbringlich verloren. Lediglich die beiden Seitenflügel konnten gerettet werden und sind heute restauriert im Stadtmuseum Bautzen zu bewundern [279]:

- von 1746: Die größte der ursprünglich drei Glocken wurde 1746 durch Johann Gottfried Weinhold in Dresden gegossen. Die mittlere Glocke, „welche sehr alt zu seyn scheint“ (lt. Pfarrer Gedan in der Chronik), veranlasste durch ihre Inschrift „Maria hielf das alles was wir beginnen ein gut Ent gewinne“ Pfarrer Werner Thomas im Jahre 1982 zur Namensgebung „Maria am Berge“ für die Pohlaer Kirche. Die kleinste Glocke wurde 1789 ebenfalls bei Weinhold gegossen. Sie existiert allerdings nicht mehr, denn sie musste 1914 für Rüstungszwecke abgegeben werden.
Große Glocke am 01.10.2015:

- von 1611: Das Ritterstandbild des Tobias von Ponickau ist im Vorraum der Kirche zu bewundern. Es gehörte ursprünglich in die Schmöllner Familiengruft der Herrschaft über Rothnaußlitz und Schmölln. In Auftrag gegeben hatte es die Witwe des Tobias, Helene von Ponickau, geb. Zabeltitz. Im Jahre 1919 erwarb der Pohlaer Kirchherr Wolff von Ponickau dieses Kunstwerk aus Sandstein, ließ es restaurieren und in der Pohlaer Kirche aufstellen:
- von 1621: Die heute noch benutzte formschöne Kanzel hat im Jahre 1621 Abraham Frost auf eigene Kosten (!) anfertigen lassen. Er war damals schon 32 Jahre im Amt, wie ein von ihm verfasster Spruch (1982 in alter Schönheit neu gestaltet) an der Kanzeltür verrät.
Die Initialien des Spenders mit Jahreszahl:
- von 1675: Das Wandepitaph (Gedenktafel) unterhalb der Patronatsloge ist dem damaligen Kirchenpatron Johann George von Ponickau gewidmet, der am 24. Januar besagten Jahres im Taucherwald überfallen und dort tot aufgefunden wurde. Den heute wieder großartigen Zustand dieses bedeutenden Ausstattungsstückes verdanken wir einer Spende des letzten Kirchherrn Witho von Ponickau, aus deren Mitteln im Jahre 1982 eine umfangreiche Restaurierung finanziert werden konnte.
- von 1679: Ebenfalls im Kirchenvorraum ist die Grabplatte für David Schüler aufgestellt, der von 1632 bis 1664 als Pfarrer in Pohla tätig war und im Ruhestand 1667 das erste Kirchenbuch angelegt hat:
- von 1806 und 1892: Die Kirche ist im Altarraum und auf der Orgelempore mit zwei sehr schönen Buntglasfenstern ausgestattet. Beide sind gestiftet von der Familie von Ponickau anlässlich der Konfirmationsfeiern 1806 bzw. 1892:
Zum Kirchspiel Pohla gehören seit jeher die Dörfer Pohla und Schönbrunn, erst seit 1811 auch Stacha. Die in den letzten Jahrzehnten aus verschiedenen Gründen abnehmende Zahl der Christen führt zwangsläufig zur Zusammenlegung von Kirchgemeinden. So bildet Pohla aktuell mit Uhyst a. T. eine Gemeinde und im Verbund mit Burkau und Demitz-Thumitz werden verschiedene Aufgaben gemeinsam wahrgenommen. Es gibt für die vier Kirchen auch nur noch eine Pfarrstelle, übergeordnet ist der evangelische Kirchenbezirk Bautzen-Kamenz.
Die folgende Liste nennt die Namen von Pfarrern, die sehr lange in Pohla im Amt waren oder sich besondere Verdienste erworben haben (Jahreszahlen beziehen sich auf die Amtszeit):
1554 – 1557 (3 Jahre)
Georg Stuhlschreiber: erster protestantischer Pfarrer in Pohla
1588 – 1629 (41 Jahre)
Abraham Frost: errichtete auf eigene Kosten die heute noch genutzte Kanzel
1632 – 1664 (32 Jahre)
David Schüler: legte das erste Kirchenbuch an
1680 – 1719 (39 Jahre)
Johann Rätze
1745 – 1779 (34 Jahre)
George Jentzsch: Mitglied der wendischen Predigergesellschaft in Leipzig
1803 – 1840 (37 Jahre)
Peter Gedan: einer der bedeutendsten Pfarrer in Pohla; Mitglied der wendischen Predigergesellschaft in Leipzig; umfangreiches publizistisches Schaffen, u. a. die chronikalischen Beiträge über die Geschichte des Pohlaer Kirchspiels
1855 – 1895 (40 Jahre)
Karl August Jentsch: ebenfalls ein herausragender Pfarrer in Pohla; Vorsitzender der Lausitzer Predigergesellschaft; historische Forschungstätigkeit, umfangreiches Publikationswerk, u.a. Fortschreibung der von Pfarrer Gedan begonnenen Chronik
1917 – 1957 (40 Jahre)
Max Hille: umfangreiche Dokumentation des Lebens in der gesamten Parochie; sehr um den baulichen Zustand von Kirche und Pfarrhaus bemüht
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Quellenverzeichnis:
[150] Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, K. Sächsisches Ministeriums des Innern, Dresden
1908, bearbeitet von C. Gurlitt
[261] Inventarverzeichnis der Kirche Pohla von 1826, Kirchenarchiv
[262] Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchengalerie, Dresden 1840
[263] Kirchenchronik Pohla von 1525-1895, Kirchenarchiv
[279] Festschrift zum 675-jährigen Bestehen der Kirchgemeinde zu Pohla, Pohla 2009
[326] Neue Sächsische Kirchengalerie, Die Diöcesen Bautzen-Kamenz, Leipzig 1904
[381] Kurzer Entwurf einer Oberlausitz-wendischen Kirchenhistorie, abgefaßt von einigen Oberl. wendischen evangel. Predigern. Budißin, 1767
[580] Sächsischer Erzähler 1846-1943
Die Liste aller Informationstafeln in Pohla-Stacha finden Sie hier.
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