Pohla-Stacha
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Rittergut Pohla 

Kenntnisstand: 05.2020


Der ehemalige Herrenhof liegt südöstlich des Pohlaer Berges. Das Rittergut umfasste 220 Hektar Grundbesitz und 68 Hektar Waldbestand der Ortschaften Pohla, Stacha, Schönbrunn und Taschendorf.

Es geht wohl auf den seit 1262 mehrfach in oberlausitzer Urkundengenannten "Ritter Lutherus de Palowe" zurück. Er genoss bei den Landesherren allgemeines Ansehen und wurde mit wichtigen Aufgaben betraut.

Von der ursprünglichen Bausubstanz der Gutsgebäude vor 1855 ist praktisch nichts erhalten. Die Chroniken berichten von großen Bränden: Demnach ist bereits vor 1680 der "Edelhof" erstmals abgebrannt. Danach wieder 1713, wobei dieses Feuer dem damaligen Pächter Johann Christian von Heldreich auf Stacha angelastet wird, der zur Entschädigung ganz Stacha abtreten musste!

Am 20. Mai 1728 ist der Hof nochmals gänzlich niedergebrannt, beim nächsten Feuer am 22./23. August 1855 blieben nur Wohnhaus, Kuhstall und Brennerei erhalten.

Das Herrenhaus, wie wir es heute noch sehen, wurde erst im Jahre 1871 unter Johann Georg von Ponickau errichtet. Allgemein wird es auch als Schloss Pohla bezeichnet. Der Mitteltrakt der dreigeteilten Hauptfront des Gebäudes ist durch ein etwas höher gesetztes Dach betont. Über dem schön gestalteten Rundbogenportal, das als Haupteingang dient, befindet sich ein Balkon, der von einem stuckdeckenverzierten Saal aus betreten werden kann.

Am Hang hinter dem Herrenhaus liegt der Schlosspark, dessen alte Steinmauer nur noch auf der Westseite zu finden ist. Im Park gab es mehrere Brunnen und einer Archivangabe und zeichnerischen Darstellung zufolge vermutlich bis ins 19. Jahrhundert auch ein Forsthaus. Unter den im Gutshof üblichen Gebäuden befand sich insbesondere eine Schnaps-Brennerei.


Nach dem oben genannten Lutherus ist erst mit Heinrich von Bolberitz für die Zeit bis 1521 ein nächster Herr von Pohla bekannt, auf den nach dessen Tode 1521 sein Sohn Joachim folgte. Dieser veräußerte seinen Pohlaer Besitz am 09.10.1540 an Ulrich von Baudissin, der dann 1542 auch noch die bis dahin "fehlenden" drei Bauerngüter von Pohla erwarb, die sich bis dahin im Besitz von Bastianvon Haugwitz auf Stachabefanden.

Mit dem 06.01.1556 (nach anderer Quelle am 23.01.1557) wurde die Epoche der von Ponickaus auf Pohla eingeläutet, die bis zum endgültigen Ende des Rittergutes im Jahr 1945 dauern sollte! Es verkaufte nämlich Magnus von Baudissinden vom Vater geerbten Besitz an Wolff von Ponickau.

Das uradelige Geschlecht derer von Ponickau (im 14. Jahrhundert Punekowe, Puncow, im 15. Jahrhundert Punigke, Ponckow, Ponkaw geschrieben) hat sich wohl schon im 13. Jahrhundert in der westlichen Oberlausitz angesiedelt, schon ab da in Elstra, auch wenn ihr dortiger Sitz Gut Elstra erst ab 1400 erwähnt wird.

Mit Übernahme des Rittergutes Pohla übte der jeweilige Gutsherr von Ponickau neben der Gerichtsbarkeit auch die Schirmherrschaft über die seit 1346 eigenständige Kirchgemeinde Pohla aus (Kirchenpatronat). Die Pohlaer Kirche wurde vermutlich schon im 11. Jahrhundert zunächst als Taufkapelle errichtet. In der  Kirche zeugen noch heute mehrere Ausstattungen vom Patronat der von Ponickaus.

Die folgende Liste nennt die Namen der von Ponickauschen Besitzer von Pohla mit den zugehörigen Jahreszahlen und einigen wenigen Anmerkungen:

1556 - 1580                                                                  
Wolff v. P. zu Elstra hatte wie viele andere seinen (Haupt-) Wohnsitz nicht in Pohla; Landesältester des Bautzner Kreises

1580(?) - 1592


Elias v. P. auf Nieder-Burkau Enkel von Wolff; schrieb ab 1583 das älteste bekannte Gerichtsbuch von Pohla

1592 - 1631


Nikolaus (Nicol) v. P. Vetter von Elias; eröffnete 1612 die erste Kirchschule; 1631 von Kroaten erschlagen

1635 - 1675


Johann George (Hans Georg I.) v. P. Sohn von Nikolaus; ermordet im Taucherwald; Epitaph s. u.    

1675 - 1678


Hans Georg II. v. P. Sohn von Hans Georg I.; verkaufte das geerbte Gut Pohla schnell an seinen Vetter:    

1678 - 1699


Johann v. P. auf Belgershain "kurfürstlich Sächsischer Kammerherr und Vize-Kreishauptmann des Leipziger Kreises" 

1703 - 1725



Johann Georg v. P. (Johann Georg III.) Sohn von Johann; erwarb 1713 das Erbgut Stacha; Polnischer und Sächsischer Geheimrat; wohnte in seinem Haus in Dresden  

1725 - 1775






Johann Georg v. P. (Johann Georg IV.) Sohn von Johann Georg III.; teilte sich zunächst Pohla mit seinen drei Brüdern, die aber bis 1763 verstorben waren; "kurfürstlich Sächsischer geheimer Konferenzminister und Gesandter
bei der Reichsversammlung zu Regensburg", wo er 1775
verstarb

1775 - 1782

Johann Friedrich v. P. und

1775 - 1780

Johann Dietrich v. P. Vettern von Johann Georg IV.

1782 - 1837


Johann Friedrich Wilhelm v. P. Sohn von Johann Friedrich; Kammerdirektor zu Zeitz

1837 - 1838


Johann Heinrich Friedrich v. P. Vetter von Johann Friedrich Wilhelm; Landrat zu Zeitz    

1838 - 1865


Johann Heinrich Viktor v. P. Sohn von Johann Heinrich Friedrich; "königl. Preußischer Regierungsassessor"   
  
1865 - 1905


Johann Georg v. P. Sohn von Johann Heinrich Viktor; erbaute 1871 das heute noch stehende Herrenhaus 

1905 - 1933



Johann Abraham Fabian Wolff v. P. Sohn von Johann Georg; "königlich Sächsischer Kammerjunker"; wohnte nach 1933 weiter in Pohla       
   
1933 - 1945



Witho v. P., wohnte in Bautzen Neffe von Johann Abraham Fabian Wolff; Berufssoldat bei der Wehrmacht; verpachtete die Ländereien an Faland und zuletzt Zimmermann
  

Am Heiligabend 1945 endete die Geschichte der Familie von Ponickau als Besitzerin des Rittergutes Pohla auf drastische Art: Johann Abraham Fabian Wolff von Ponickau musste mit seiner Frau Lanny binnen weniger Stunden Pohla nur mit Handgepäck verlassen. Der gesamte Ponickausche Besitz war beschlagnahmt worden.

Im gutseigenen Wald auf dem Pohlaer Berg befand sich der Bestattungsplatz der von Ponickaus, wo die Beisetzungen verstorbener Familienmitglieder vorwiegend in Grüften stattfanden. Zuletzt wurde im Jahre 1947 im Waldfriedhof der Sächsische Kammerherr Wolff von Ponickau beigesetzt. Die im Jahre 1970 durch Jugendliche geschändete und stark beschädigte Grablegungsstätte wurde schließlich im Jahre 2001 durch Nachfahren der von Ponickaus aufgelöst und eingeebnet. Dabei konnte ein stark verwittertes Sandsteindenkmal in Gestalt des Ponickau-Wappens mit der Jahreszahl 1847 in die Pohlaer Kirche umgesetzt werden. Zudem haben die Nachfahren der Familie von Ponickau eine ehemalige Gruft an der Friedhofsmauer Pohla erworben und mit verbliebenen Grabsteinen vom Waldfriedhof des Pohlaer Berges würdevoll gestaltet.

Der Begriff "Rittergut" für das gesamte Areal hat sich bis heute erhalten.

Die Gebäudegrundstücke wurden auf 7 Neubauernfamilien (Gebauer, Martin, Strobel, Koßmehl, Baier, Zimmermann und Bergmann) aufgeteilt. Auch die Gemeinde erhielt einen Gebäudeteil, in dem ein Schulklassenzimmer und später der Kindergarten eingerichtet wurden. Der Neubauer Bergmann erhielt 1948 die Genehmigung, im Herrenhaus Stallungen einzubauen!

In den Folgejahren gab es am ehemaligen Herrenhaus, es stand immerhin unter Denkmalsschutz, äußerlich wenige Veränderungen, im Inneren wurden Wohnungen eingerichtet. Noch 1989 starteten eine Rekonstruktion der Fassade und Arbeiten zum Einbau von sechs Wohnungen.

Im Jahre 2001 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Herrenhauses: Die Familie von dem Knesebeck erwarb das Anwesen (u. a. mit dem einstigen Park und einigen Gebäuden im Westteil des Wirtschafthofes), stellte im Hausinnern den ursprünglichen Zustand wieder her und wohnt seit 2007 hier.
 
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Siegel des "LUTGERI DE PAL(o)V":


Das Wappen der Adelsfamilie von Ponickau:
 

Ansicht des Rittergutes in einer alten Lithographie (etwa 1860):


Ansicht des Rittergutshofes in einer Zeichnung von A. Fiedler (aus Pohla), datiert mit 1868:


Epithaph in der Kirche zu Pohla für den 1675 im Taucherwald ermordeten Johann George von Ponickau:
 
 

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